Sonntag, 2. Januar 2011

Kapitalismus-Verdrossenheit

Politikverdrossenheit ist das neue Schlagwort. Verdrossen sind inzwischen viele Menschen, aber sind sie deswegen "politikverdrossen"? Es geht doch eher darum, dass uns die Ausreden, Halbwahrheiten oder sogar Lügen der Regierenden und auch der Wirtschafts- und Banken-Manager zum Hals raus hängen. Es geht nicht darum, dass wir nicht mehr gestalten wollen. Es geht darum, dass wir nicht mehr gestalten können, weil alle Nischen bereits durch Profiteure und deren Netzwerke besetzt sind.

Im Zeitalter des "Mitmach-Internet" werden wir es uns nicht mehr lange gefallen lassen, dass Projekte wie Hamburger Elbphilharmonie, Stuttgart 21, Atomkraft-Laufzeitverlängerung, Zwischenlagerung von Atommüll in Gorleben, ... dass alle das weiterhin über unsere Köpfe hinweg entschieden wird.

Natürlich bedeutet Zusammenleben und dementsprechend auch Politik, dass man Kompromisse machen muss. Aber gefühlt waren alle Kompromisse der letzten Zeit zum Schaden des Steuerzahlers und zum Nutzen von Konzernen, Managern oder Politikern. Wie sagte Greenpeace so schön: "Wenn die Erde eine Bank wäre, hättet ihr sie längst gerettet!".

Oder ist das Ganze gar kein Problem des politischen Systems sondern ein Problem des Kapitalismus? Das Kapital und dessen Vermehrung auf unser aller Bankkonten ist das beherrschende Ziel geworden. Es ist nur noch wichtig, was für mich dabei herausspringt. Ob sich mein Geld auf dem Rücken der Menschen in der dritten Welt und auf Kosten der Umwelt vermehrt, ist vollkommen irrelevant, so scheint es. Hauptsache ich kann den Profit einstreichen.

Soziale Aspekte scheinen gänzlich unwichtig geworden zu sein. Wundern wir uns dann, warum die sozialen Probleme in unserer Gesellschaft stark zunehmen? Wundern wir uns, warum psychische Störungen/Erkrankungen zunehmen?

Die Natur, oder besser die Erde und ihre Rohstoffe, scheinen ja unbegrenzt verfügbar zu sein. Aber schaut euch an (Film "Home", 1h33min), wie sehr der Industrialismus mit seiner Ausbeutung die Erde schon zernarbt und verwüstet hat. Natürlich, noch ist es weit weg, irgendwo in Afrika, Asien oder Südamerika. Aber in der Natur hängt alles mit allem zusammen. Man kann da nicht auf der einen Seite der Erde eingreifen, ohne langfristig auch Änderungen auf der anderen Seite der Erde hervorzurufen.

Ob dort die Menschen zu Grunde gehen, während sie für uns wertvolle Rohstoffe für Handys oder anderen Luxus abbauen und nur einen Hungerlohn dafür bekommen ist uns auch egal. Natürlich hat jeder nur ein Handy, aber in zwei Jahren muss es dann spätestens das neue Modell sein. Und dann muss es noch eine Spielekonsole, ein Flachbildfernseher, ein Laptop, ein MP3-Player sein, und nicht zu vergessen ein neues Auto, ein Fahrrad, Skates, Ski, .... Und wenn man das dann aber mit einer Milliarde multipliziert, denn so viele Menschen leben in den Industrienationen, dann macht das eben doch mächtig was aus.

Nur was tun? Die großen Konzerne sind nur so groß, weil sie mehr oder weniger über Leichen gehen und Mensch und Natur ausbeuten, sich aber gleichzeitig ein soziales und umweltfreundliches Image geben. Müssen wir nun also alle wieder anfangen im Schrebergarten Kartoffeln, Tomaten und Erdbeeren anzubauen, dazu noch eine Kuh und Hühner und noch ein paar Schafe, denn anziehen müssen wir ja auch was.

Das ist sicherlich nicht die Lösung. Aber wir müssen aufwachen und uns klarmachen, was wir gerade anstellen; mit uns, mit unseren Mitmenschen und mit unserer Lebengrundlage: der Erde. Wir müssen Verantwortung übernehmen und den Politikern und Konzernen zeigen, dass wir mit deren Machenschaften nicht einverstanden sind. Wir müssen dafür sorgen, dass die Erde auch in 20 und 2000 Jahren noch bewohnbar ist. Wir müssen dafür sorgen, dass wir das Wunder des Lebens, das uns geschenkt wurde, nicht selbst auslöschen!
Und sich um dieses elementare Zeil zu kümmern, ist nun wirklich keine Politikverdrossenheit.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen