Mittwoch, 26. Oktober 2011

Die Kaiser sind so nackt...


... dass wir uns längst dran gewöhnt haben?! Ob nun die Herren Uhl und Friedrich sich mit ihren Ausführungen zu Netzpolitik absolut lächerlich machen, ob die Kanzlerin den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Atomaustieg als großen Verdienst ihrer tollen Regierung hinstellt, ob Damen und Herren wie Guttenberg und Koch-Mehrin jegliches Unrechtsbewusstsein vermissen lassen und damit das Ansehen der Wissenschaft schädigen: Alle diese Kaiser sind nackt! Und seltsamer Weise findet zumindest 95% der Presse das normal (was wiederum Rückschlüsse auf die nackten Kaiser in deren Reihen erlaubt). Aber schlimmer noch: Damit finden es auch gefühlt 90% der Menschen in diesem Land normal und haben den Eindruck, dass wenn Hinz regiert und Mist baut, man nur Kunz zu wählen braucht und schon wird alles gut. Wenn dann Kunz auch wieder Mist baut, dann wählt man eben wirder Hinz usw. usf.
Karl Steinbuch beschreibt schon in den 1960’ern in seinem Buch „Falsch programmiert“, wie unser Land von einer trägen Schicht regiert wird, der auf der einen Seite jegliche Sachkenntnis und auf der anderen Seite jegliches Unrechtsbewusstsein und jeder Wille zur Selbstreflektion (oder vielleicht auch die Fähigkeit dazu) fehlen.
Steinbuch beschreibt in seinem Buch schon vor 50 Jahren, wie diese Klasse von Regierenden unfähig ist, die Probleme zu analysieren, anzupacken und nachhaltig zu lösen und damit unser Land zu Grunde richtet. Allein im Vergleich der Bildungsausgaben steht Deutschland schon damals Ende der 60'er an letzter Stelle im Vergleich der Industrienationen. An dieser fehlenden Wertschätzung von Bildung hat sich bisher nichts geändert.
In so fern ist die Occupy-Bewegung ein kleiner Funke an Hoffnung, dass wir (das Volk) uns das nicht mehr länger gefallen lassen. Nur leider sind nicht allein die Banken das Problem. Das Problem steckt in allen Bereichen (Politik, Realwirtschaft, Finanzwirtschaft), denn es steckt in unseren Köpfen. Steinbuch bringt es auf den Punkt: uns fehlt die Fähigkeit und der Wille zur ehrlichen Selbstreflektion und Selbstkritik. Es fehlt die Fähigkeit, unsere Fehler zu erkennen und unser Verhalten und unsere Strategien danach entsprechend zu ändern und zu optimieren.
Der Gesellschaft und vor allem den prominenten Akteuren fehlt das, was in der Informatik ganz groß als Neuerung gefeiert wird: Agilität d.h. ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess. Niemals zufrieden geben mit Unzulänglichkeiten. Sich jeden Tag aufs Neue prüfen und wenn nötig verändern. Optimierung. Allerdings nicht nur wie es das Kapitalisten-Dogma lehrt, den eigenen, kurzfristigen Gewinn zu maximieren, sondern zu erkennen, dass keine Mensch auf dieser Erde alleine überleben kann, sondern immer auf andere Menschen und noch mehr auf die Natur angewiesen ist. Deswegen muss alle Optimierung darauf abzielen, unseren kostbaren Lebensraum zu erhalten. Wir sind nicht nur alleine und nur in einer Generation auf diesem Planeten. Wir existieren nur als Teil einer (hoffentlich) endlosen Generationskette. Selbst wenn heute einer der tollste und reichste Hecht ist nützt ihm das nichts, wenn morgen niemand mehr davon erzählen kann, weil die Menschen ausgestorben sind.
Um mit Martin Luther King zu schließen:
Wir neigen dazu, Erfolg eher nach der Höhe unserer Gehälter oder nach der Größe unserer Autos zu bestimmen als nach dem Grad unserer Hilfsbereitschaft und dem Maß unserer Menschlichkeit.

Montag, 17. Oktober 2011

Wenn das mal so einfach wäre

Wo soll ich in mit meiner Wut? Soll ich den Job wechseln, wenn meine Fähigkeiten von diesem Kunden nicht mehr gewünscht sind? Aber warum sollte ich mich von Kunden aus meinem Arbeitsplatz drängen lassen? Oder ist es doch der Arbeitsplatz selbst, der hier das Problem ist? Oder noch größer: ist es das System und die Menschen, die in diesem System leben?
Man müsste einfach Gärtner oder so was werden. Da darf man praktische Arbeit machen und sieht hinterher, was bei der Arbeit rauskommt. Aber auch Gärtner haben es nicht immer leicht und für ihre Arbeit will erst recht niemand was bezahlen.
Liegt das Problem vielleicht tiefer? Ist es das allgemeine Sozialklima, dass uns so fertig macht? Könnte es nicht vielmehr sein, dass die Ellenbogen inzwischen so spitz geworden sind und die soziale Markwirtschaft schon so asozial wie die sogenannte sozialdemokratische Politik?
Ist nicht letztlich auch durch diese Lobbyisten-Politik die Wertschätzung der Arbeit kaputt gegangen? Wenn das größte Ziel heißt, für möglichst wenig Gegenleistung so viel Leistung wie möglich zu erhalten, dann ist das schlicht und einfach Ausbeutung! Als Ausbeuter schere ich mich nicht darum, für welchen Hungerlohn der Ausgebeutete für mich schuftet, ich will maximalen Gewinn machen. Und wenn der Ausgebeutete daran zu Grunde geht? Na wenn schon, gibt doch genug Arbeitslose die sich um einen Job reißen.
Ne ne, das geht so nicht mehr lange weiter. #OccupyWallStreet

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Populistenkonjunktur

Ich versteh ja nicht viel davon, aber wenn ich diesen Artikel auf den Nachdenkseiten so lese, dann sieht es für mich so aus als wären wir heute in eienr ähnlichen Situation wie in den 1920'er Jahren. Hier spielen Kräfte am rechten Rand mit den Ängsten der Leute und schaffen es sogar, im linken Lager Sympathien zu wecken und Unterstützer zu finden.

Die passende vermeintlich schillernde Figur, die hier nun die Führung hätte übernehmen können, ist aber im März über ihre eigene Doktorarbeit gestolpert. Aber wenn es so weit sein sollte, findet sich bestimmt wieder einer, der die Massen hinter sich schart und in die von ihm gewünschte Richtung lenkt. Gut genug dressiert sind wir ja durch die Springer-Presse.

Bleibt zu hoffen, dass die Piraten hier ein gutes Gegengewicht bilden können und nicht durch miese Machenschaften abserviert werden. Bleibt sauber, Jungs und Mädels!