Freitag, 19. August 2011

Ist oder war alles vollkommen?

Auf dem Weg zur Arbeit höre ich morgens oft die Morgenandacht auf NDR Kultur. Ich gehöre zwar nicht der christlichen Religion an und oft schalte ich auch sofort wieder um, weil der Beitrag mit christilichen Symbolen und (wie ich finde) Verschrobenheiten überladen ist, aber oft regt mich der Beitrag doch zum Nachdenken an.

So wie heute. Gundula Döring erzählt ein Gleichnis aus dem Orient und in Ihrer Interpretation der Geschichte sieht Sie in der Suche des Menschen nach Sinn und Wahrheit "eine verborgene Erinnerung [des Menschen], dass im Ursprung alles vollkommen ist."

Dem kann ich mit dieser Einschränkung nicht zustimmen. Im Ursprung soll nur alles vollkommen sein? Welcher Ursprung? Und warum oder woduch ist es jetzt nicht mehr vollkommen? In der von Frau Döring gewählten Formulierung steckt für mich so deutlich das christliche Schuld-Dogma und der Vorwurf, dass der Mensch nicht (mehr) vollkommen ist, dass ich das so nicht stehen lassen kann.

Ich glaube, die Natur und damit auch der Mensch als Teil der Natur ist vollkommen. Daran ändert sich auch nichts. Der Mensch soll nun plötzlich durch etwas was er tut oder unterlässt die Vollkommenheit der Natur oder seiner selbst verlieren? Nein, darin steckt viel zu viel christlicher Zeigefinger und zu viel Ermahnung und Aufruf zum Duckmäusertum weil man ja schuldig und nicht mehr vollkommen ist.

Der Mensch ist nicht unvollkommen. Er hat vielmehr die wunderbare Gabe, die Dinge die um ihn herum und in ihm selbst ablaufen, in Frage zu stellen. Diese wunderbare Gabe etwas nicht unreflektiert hin zu nehmen sondern kritisch hinterfragen zu können ist wahrlich keine Unvollkommenheit. Aus dem Hinterfragen kann sich natürlich auch ein Zweifel ergeben. Ein Zweifel an der Welt, ein Zweifel an sich selbst, ein Zweifel an den Mitmenschen.

Aber weder der Zweifel und noch derjenige der zweifelt sind unvollkommen. Die Fähigkeit zum Zweifeln ist eine wunderbare Fähigkeit die der Mensch hat und die er sich von nichts, auch nicht von Institutionen die ihm deswegen eine Schuld einreden wollen (um ihn gefügig zu machen?), wegnehmen lassen sollte.

Auch wenn man den Film "Bruce allmächtig" nicht mögen muss, aber das Schlusswort daraus passt hier her: "Sei selbst das Wunder!" (Denn du bist es, du musst es nur auch sein wollen).