Sonntag, 29. November 2009

Islam und Demokratie

Über die mutige Rechtsanwältin und Buchautorin Seyran Ates berichtet dieser Artikel bei Telepolis. Sie hat ein neues Buch mit dem provozierenden Titel "Der Islam braucht eine sexuelle Revolution" geschrieben und übt darin Kritik an der Ungleichgehandlung der Frau im Islam, an der Tabuisierung der Sexualität im Islam und vielem mehr. Der Artikel ist sehr beunruhigend und spannend zu gleich. Sehr lesenswert und informativ ist er in jedem Fall.

Freitag, 27. November 2009

Hamburg demontiert seine Schulen

In Hamburg ist die schwarz-grüne Koalition gerade über ein Volksbegehren gestolpert. Die Stadt lehnt sich mit großer Mehrheit gegen die geplante Schulreform auf.

Dass nun die Alternativ-Pläne der Initiatoren des Volkrsbegehrens auch nicht der Stein des Weisen sind, sei dahin gestellt. Was man aber nun aus den Verhandlungen zur Änderung der Reform hört, lässt einen an eine Satire-Sendung denken, wenn es nicht bitterer Ernst wäre!

Ein Beispiel: Die maximale Klassengröße soll mit der Schulreform auf 25 Kinder festgelegt werden. Zur Zeit haben die Klassen aber mindestens 28-29 Kinder. Da die Eltern eine Klassengröße von 25 Kindern nach der Reform sogar einklagen könnten, muss also gehandelt werden und die Klassen verkleinert werden.

Das Problem ist nun, dass die momentanen 6. Klassen dann die Ersten sein werden, die als 7. Klasse in die Stadtteilschulen gehen werden. Diese Klassen leben und lernen schon zwei Jahre lang zusammen. Nur leider sind eben zu viele Kinder in allen 6. Klassen in Hamburg. Um nun dieses Problem zu lösen wird allen Ernstes geplant, einfach alle diese Klassen aufzulösen und im Sommer eine neue Anmelderunde durchzuführen. Das bedeutet, alle Eltern müssen Ihre Kinder neu an die Schule ihrer Wahl anmelden. Und die Kinder werden unnötig aus ihrem Klassenverband gerissen.

Abgesehen von dem wahnsinnigen Aufwand für diese Aktion, mal eine ganz andere Frage nebenbei: Wenn es zur Zeit z.B. 100 Klassen mit 29 Schülern gibt und für diese 100 Klassen je genau ein Klassenzimmer und ein Klassenlehrer existiert und die Schulen bzgl. Klassenzimmern und Lehrer schon an ihrer obersten Grenze sind: Entstehen durch eine Neuverteilung der 2900 Kinder auf 100 Klassen dann kleinere Klassen? Fallen dann plötzlich Klassenzimmer und Lehrer vom Himmel?

Liebe Frau Christa Goetsch, vielleicht sollten Sie das zu Hause nochmal in Ruhe nachrechenen, bevor sie das Hambuger Schulsystem ganz zerstören. Und noch was: Das Problem sind nicht solche Nebensächlichkeiten, ob nun die Grundschule 4 oder 6 Jahre dauert. Das Problem ist die chronische Unterfinanzierung der Schulen! Statt mit diesen ewigen Reformen immer noch mehr Geld zum Fenster hinauszuwerfen und immer weitere Unsicherheit zu verbreiten, würden sie durch eine einfache Erhöhung der Bildungsausgaben erheblich mehr bewirken und hätten viel höhere Erfolgsaussichten.

Aber das wäre zu einfach, um sich damit zu profilieren. Ach so, ups hab ich ganz vergessen: Sie haben sich ja als Politikerin auch gar nicht dafür verpflichtet, dem Allgemeinwohl zu dienen, sondern sind nur für Ihre eigene Profilierung und Gewinnmaximierung angetreten. Na dann... gute Nacht.

Weitere Infos zur Schulreform bei Telepolis.

Mittwoch, 25. November 2009

Zukunft der Arbeit

Gestern fand in Berlin der Deutsche Arbeitgebertag statt. Hier wurden von Arbeitsgeberpräsident Dieter Hundt, von Bundeskanzlerin Angela Merkel, vom SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel und Anderen viel hole Frasen gedroschen (siehe Ausschnitte bei den Tagesthemen).

In dem Beitrag bei den Tagesthemen wird zu Anfang eine Gruppe von jungen Genies erwähnt, die sich in Berlin auf einem sechswöchigen Workshop über die Zukunft der Arbeitswelt Gedanken gemacht haben. Der Beitrag lässt leider völlig offen, worum es den jungen Leuten im Detail Leuten geht d.h. was das Ziel des Workshops ist, wie dieser Workshop heißt oder wer ihn veranstaltet. Außerdem stehen die innovativen Ideen der jungen Leute in krassem Gegensatz zu den nachfolgenden Aussagen der Politiker. Dieser Gegensatz rückt die Ideen evtl. für manchen Konservativen in ein absurdes Licht und lässt sie evtl. als indiskutabel erscheinen. Aber das ist nur eine vage Vermutung.

Die Recherche im Internet bringt dann zumindets nach einiger Zeit zu Tage: Es handelt sich bei dem Workshop um eine Veranstaltung von Palomar5. Dieser Workhop wird dann auch zumindest bei der Financial Times Deutschland erwähnt. auf den Seiten von ARD lässt sich dazu nichts finden (warum eigentlich nicht?).

Die Quintessenz des Palomar5-Workshops, die im Tagesthemen-Beitrag genannt wurde, ist: Die Arbeitswelt der Zukunft braucht mehr "Menschlichkeit". Das heißt: Freiräume, Entspannungsmöglichkeiten, gute soziale Kommunikation und vieles mehr. Und das kann ich so auf jeden Fall mit unterschreiben.

Post und Bahn "profitabel"

Die Deutsche Post und die Deutsche Bahn haben gemeinsam, dass sie früher Eigentum des Staates waren und der Staat viele der Angestellten als Beamte eingestellt und entlohnt hat. Diesen Status als Beamte haben die Angestellten auch nach der Privatisierung behalten.

Die Löhne für diese Beamte sind höher als die Löhne, die "Nicht-Beamten" aktuell gezahlt werden. Beamte haben außerdem Anspruch auf eine Pension. Diese Pension wird im Falle von Bahn und Post, auf Grund der vertraglichen Regelungen aus der Privatisierung, letztendlich vom Staat gezahlt. Das bedeutet, sobald die teuren Beamten pesioniert werden, kosten sie Post und Bahn kein Geld mehr, - statt dessen kosten sie nun den Steuerzahler Geld!

Das Magazin "plus-minus" auf ARD hat in einem Beitrag die Pensionierungs-Praxis bei Bahn und Post untersucht: Es gibt anscheinend eine sehr hohe Zahl von Beamten, die von Bahn und Post z.B. wegen Arbeitsunfähigkeit in die Frühpensionierung geschickt wurden und werden. Es gibt hier sogar den Fall eines 37-jährigen, der vorübergehend ein Knieleiden hatte, dass aber nach einer normalen Genesungs-Phase wieder vollständig ausgeheilt ist. Der Betreffende ist also voll arbeitsfähig und auch arbeitswillig!

Aber er wurde in die Pension "abgeschoben", taucht damit nicht mehr als Belastung bei der Post auf, sondern wird nun vom Staat (also vom Steuerzahler) "durchgefüttert"!

Aus Kaufmännischer Sicht ist dieser Schachzug von Post und Bahn durchaus "sinnvoll". Aber aus volkswirtschaftlicher und sozialer Sicht ist er eine bodenlose Frechheit!

Anmerkung: Kurz vor Ausstrahlung der o.g. Sendung wurde die Pensionierung des 37-jährigen angeblich von der Deutschen Post zurückgenommen. Nichts desto trotz scheint diese Art der Frühpensionierung bei Post und Bahn eine gängige Praxis zu sein.

Steuerreform der Schwarz-Gelben

Die schwarz-gelbe Koalition plant eine Steuerreform. Das Kernstück dieser Reform soll eine Stufenregelung zur Ermittlung des Steuersatzes in Abhängigkeit von der Einkommenshöhe sein. Diese groß angekündigte Steuerreform soll
  • einfach
  • niedrig
  • gerecht
sein. Die Sendung "plus-minus" auf ARD hat das mal unter die Lupe genommen (siehe hier).

Auch diese hochgehubelte Reform entpuppt sich bei genauerem hinsehen als Luftnummer, die tendenziell die Hochverdiener begünstigt und die mittleren und unteren Einkommen benachteiligt. Und das, obwohl das Gegenteil behauptet und versprochen wird!

Und die Frage, wie denn diese gigantische Steuersenkung finanziert werden soll (man hört Zahlen von 60 Mrd. Euro), tut die Regierung mit einem Schulterzucken ab. Frei nach dem Motto "Diese Frage stellt sich so nicht".

Montag, 16. November 2009

Geistige Schallmauer

In der Online-Ausgabe von Technologie Review gibt es einen Artikel mit dem Titel "Geistige Schallmauer" (siehe www.heise.de/tr/...). Der Artikel spricht genau an, worum es in Diskussionen leider oft geht und worum es eigentlich gehen sollte.

Es geht leider oft nur darum, dass jemand Argumente für seine festgelegte Meinung sammelt und andere Argumente gar nicht wahrnimmt oder als unqualifiziert oder unpassend ablehnt. Oft wird nicht zum Wohle einer guten Lösung (was auch immer das im Einzelfall ist bleibt eben genau zu klären) argumentiert, sondern vielmehr mit dem Ziel, eine bestimmte Meinung zu bestätigen und zu festigen. Es geht hier oft nur um wirtschaftliche Gründe. Eine Lösung ist oftmals dann die Beste, wenn sie am Ende mir selbst am meisten Gewinn, also Ansehen oder Geld oder beides, einbringt.

In der Projektarbeit erlebe ich auch oft, dass Kunden von der beschriebenen, schrägen Diskussionsstrategie ausgehen und von vornherein vermuten, man wolle sie über den Tisch ziehen und ihnen etwas vorenthalten, für das sie gezahlt haben. Das aber evtl. in der Praxis sich eine andere, als die vorher in der Theorie spezifizierte Lösung, als die Bessere herausstellen kann, und dass dann im besten Fall noch Geld für weitere zusätzliche Funktionen übrig bleiben könnte, das scheint in der Vorstellungswelt vieler Menschen keinen Platz zu finden.

Natürlich kann man jedem in einer Diskussion vorwerfen, er würde nur den eigenen Vorteil im Blick haben. Aus psychologischer Sicht mag das sogar stimmen, denn es ist vermutlich so wie mit der Kommunikation: ich kann nicht "nicht kommuzieren". Oder mit anderen Worten: Ich bin ein Lebewesen und immer darauf bedacht zu überleben und meinen Platz im Leben zu sichern. Der springende Punkt ist letztendlich aber, ob man bereit ist, sich selbst und seine Ansichten in Frage zustellen.

Der Autor des oben genannten Artikels bezeichnet das Fehlen einer solchen Fähigkeit als "geistige Schallmauer". Sehr treffend, wie ich finde.

Samstag, 14. November 2009

Religionen immer noch im Mittelalter

Viel Leid und Probleme werden verursacht durch Dogmen und falsche Härte gegenüber dem, was im Leben vorkommt. Die großen und mächtigen Weltreligionen lassen offensichtlich nichts von Toleranz und auch nicht von der Gleichberechtigung der Frau erkennen.

Ein erstes aktuelles Beispiel dazu:
In der Türkei darf und will ein Mann seine Ehe auflösen, weil seine Frau angeblich bei der Hochzeit keine Jungfrau war und ihm darüber die Unwahrheit gesagt hätte. Ein ärtzliches Gutachten belegt angeblich, dass die Frau aber doch noch Jungfrau war. (siehe Nachricht beim ZDF).

Was auch immer nun stimmen mag, ob diese arme Frau nun vor der Ehe schon Sex hatte oder nicht: Warum spielt das eine Rolle, ob eine Frau bei der Eheschließung Jungfrau war oder nicht? Warum lässt die Frau ein Gutachten über sich ergehen und schießt diesen Mann nicht statt dessen in den Wind? Warum hat der Mann (und das türkische Gericht und damit wohl auch die Gesellschaft) das Recht, sich dermaßen unterdrückend und verachtend zu verhalten?

Und zuletzt die wichtigste Frage: Passt ein Land, dass noch so überholte, menschenverachtende Normen und "Rechtsprechungen" hat, wirklich in die EU?

Zweites Beispiel zum Thema Gleichberechtigung:
Am 28.20.2009 wurde Frau Margot Käßmann zur Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) gewählt (siehe Nachricht bei n-tv). Wie auch immer man über Frau Käßmann denken mag und was auch immer sie bewirken wird, aber Ihre Wahl ist ein deutliches und gutes Zeichen für die Gleichberechtigung und Toleranz hier zu Lande.

Nun melden die Nachrichten, dass die russisch-orthodoxe Kirche ihre Kontakte zur EKD stoppen will. Und zwar weil nun eine geschiedene Frau an der Spitze der EKD steht (siehe bei der Süddeutschen Zeitung). Auch das wieder eine schallende Ohrfeige gegenüber der Gleichberechtigung und der Weiterentwicklung der Gesellschaft seit dem Mittelalter.

Ungeklärt bleibt natürlich, ob es nun die Ansichten von Frau Käßmann sind oder ob wirklich die "Ungeheuerlichkeit", dass sie eine Frau und auch noch geschieden ist, zu diesem Abbruch der Kontakte führen.

Hier wird ein weiteres Mal sehr deutlich wovor die russisch-orthodoxe Kirche Angst hat: vor Machtverlust durch Toleranz von Anders-Denkenden. Ein schöner Beweis für den Gelebten "Fremdenhaß" und Rassismus und die Unfähigkeit zur Selbstkritik und Selbtsreflektion der katholischen und orthodoxen Kirchen.

Donnerstag, 12. November 2009

Blickwinkel

Neulich Abends auf dem Heimweg: Ich sitze in der U-Bahn und schaue aus dem Fenster. Zwei Frauen gehen über den Bahnsteig. Die eine Anfang zwanzig, die andere Ende dreißig. Die Junge ist noch voller Hoffnung und Erwartung dessen, was da noch im Leben kommen mag. Sie schreitet forsch aus und ist froh noch viel erleben zu dürfen.

Die Ältere hat schon viel erlebt. Schon einige Rückschläge, aber auch Erfolge. Sie hat eine Gelassenheit und eine Zielstrebigkeit. Sie weiß schon sehr genau was sie will, und was sie nicht will. Das steht der Jungen noch bevor, das herauszufinden.


Der Blick auf die Dinge ändert sich, je nach dem von welchem Punkt im Leben man blickt. Die Augen ändern sich und sehen etwas anderes. Die eine ist den Weg der Wünsche schon ein gutes Stück gegangen, die andere hat ihn noch vor sich.