Freitag, 27. November 2009

Hamburg demontiert seine Schulen

In Hamburg ist die schwarz-grüne Koalition gerade über ein Volksbegehren gestolpert. Die Stadt lehnt sich mit großer Mehrheit gegen die geplante Schulreform auf.

Dass nun die Alternativ-Pläne der Initiatoren des Volkrsbegehrens auch nicht der Stein des Weisen sind, sei dahin gestellt. Was man aber nun aus den Verhandlungen zur Änderung der Reform hört, lässt einen an eine Satire-Sendung denken, wenn es nicht bitterer Ernst wäre!

Ein Beispiel: Die maximale Klassengröße soll mit der Schulreform auf 25 Kinder festgelegt werden. Zur Zeit haben die Klassen aber mindestens 28-29 Kinder. Da die Eltern eine Klassengröße von 25 Kindern nach der Reform sogar einklagen könnten, muss also gehandelt werden und die Klassen verkleinert werden.

Das Problem ist nun, dass die momentanen 6. Klassen dann die Ersten sein werden, die als 7. Klasse in die Stadtteilschulen gehen werden. Diese Klassen leben und lernen schon zwei Jahre lang zusammen. Nur leider sind eben zu viele Kinder in allen 6. Klassen in Hamburg. Um nun dieses Problem zu lösen wird allen Ernstes geplant, einfach alle diese Klassen aufzulösen und im Sommer eine neue Anmelderunde durchzuführen. Das bedeutet, alle Eltern müssen Ihre Kinder neu an die Schule ihrer Wahl anmelden. Und die Kinder werden unnötig aus ihrem Klassenverband gerissen.

Abgesehen von dem wahnsinnigen Aufwand für diese Aktion, mal eine ganz andere Frage nebenbei: Wenn es zur Zeit z.B. 100 Klassen mit 29 Schülern gibt und für diese 100 Klassen je genau ein Klassenzimmer und ein Klassenlehrer existiert und die Schulen bzgl. Klassenzimmern und Lehrer schon an ihrer obersten Grenze sind: Entstehen durch eine Neuverteilung der 2900 Kinder auf 100 Klassen dann kleinere Klassen? Fallen dann plötzlich Klassenzimmer und Lehrer vom Himmel?

Liebe Frau Christa Goetsch, vielleicht sollten Sie das zu Hause nochmal in Ruhe nachrechenen, bevor sie das Hambuger Schulsystem ganz zerstören. Und noch was: Das Problem sind nicht solche Nebensächlichkeiten, ob nun die Grundschule 4 oder 6 Jahre dauert. Das Problem ist die chronische Unterfinanzierung der Schulen! Statt mit diesen ewigen Reformen immer noch mehr Geld zum Fenster hinauszuwerfen und immer weitere Unsicherheit zu verbreiten, würden sie durch eine einfache Erhöhung der Bildungsausgaben erheblich mehr bewirken und hätten viel höhere Erfolgsaussichten.

Aber das wäre zu einfach, um sich damit zu profilieren. Ach so, ups hab ich ganz vergessen: Sie haben sich ja als Politikerin auch gar nicht dafür verpflichtet, dem Allgemeinwohl zu dienen, sondern sind nur für Ihre eigene Profilierung und Gewinnmaximierung angetreten. Na dann... gute Nacht.

Weitere Infos zur Schulreform bei Telepolis.

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