Donnerstag, 19. August 2010

Hamburgs Schulen im luftlehren Raum

Nachdem in Hamburg die Schulreform durch einen Bürgerentscheid gekippt wurde, besteht jetzt die Situation, dass es aktuell kein gültiges Schulgesetz gibt. Das hat zum Beispiel folgende Auswirkung: Eltern konnten Ihre Kinder für die 5. Klasse an Gesamtschulen etc. anmelden. Die Schulen konnten aber nur so viele Kinder aufnehmen, wie es auch Plätze in den Klassen (Klassenzimmern und entspr. Lehrer) gab. Das bedeutet, manche Eltern haben von ihrer "Wunsch"-Schule eine Absage erhalten. Gegen diese Absage konnten Sie aber Einspruch einlegen. Da es nun aktuell kein gültiges Schulgesetz gibt, gibt es auch keine Grundlage auf der diese Einsprüche beurteilt werden könnten. Die Schulbehörde gibt deswegen all diesen Einsprüchen pauschal statt!

Was bedeutet das konkret für eine Schule: Zum Beispiel mussten ein bis zwei Tage vor Schulbeginn, nachdem schon alle Kurse geplant, alle Klassen eingeteilt, alle Listen geschrieben, alle Lehrer informiert waren, noch sieben neue Kinder (alle in einem Jahrgang) aufgenommen werden. Klingt erstmal nicht viel, bedeutet aber im Einzelfall, dass diverse Planungen kurzfristig über den Haufen geworfen werden und die Klassen, Kurse, Einteilungen neu zusammengestellt werden müssen. Und das ist nur eine kleine Anekdote aus dem Chaos, dass hier in Hamburgs Schulen herrscht. Ach so, und dieses Detail, dass nun allen diesen Einsprüchen der Eltern stattgegeben wurde, hat die Schulleitung nicht etwa von der Behörde erfahren, sondern von den Eltern.

Ein anderes Beispiel: Es wurden über die Sommerferien an einer Gesamtschule ein Computer-Raum und eine Textil-Werkstatt für 300.000 Euro komplett entkernt und umgebaut in einen naturwissenschaftlichen Unterrichtsraum und einen Vorbereitungsraum (in dem also kein Unterricht stattfindet). Das bedeutet, statt gleichzeitig zwei Klassen, eine in Textilarbeiten und eine im Umgang mit Computern, auszubilden zu können, kann nun nur noch eine Klasse unterrichtet werden. Nicht nur dass plötzlich ein Klassenraum fehlt, es fehlen auch die Räume für Textilarbeiten und Computer-Ausbildung. Diese Renovierung hat nicht die Schule beschlossen, sondern die Behörde hat das direkt "verordnet". Und zwar, weil dieser Umbau ja nötig gewesen wäre, wenn die Schulreform durchgekommen wäre, da dann mehr Naturwissenschaften hätten unterrichtet werden sollen. Auch eine schöne Idee, aber dann braucht man dafür auch Lehrer! Jemand der bisher Textilarbeit und Computer unterrichtet hat, kann ja nicht einfach ab heute dann Chemie und Physik unterrichten, oder wie stellt man sich das in der Behörde vor?

Nicht das an Renovierung und Ausbau von Schulen etwas auszusetzen wäre. Im Gegenteil, es ist sogar bitter nötig. Aber dann doch bitte mit Sinn und Verstand und nicht vollkommen unüberlegt und ungeplant. Oder gibt es da einen Plan, von dem die Schulleitung und die davon betroffenen Lehrer aber leider nichts wissen? Aber die Behörde hatte offensichtlich ja nicht mal einen Notfallplan, falls das Volkbegehren doch Erfolg haben könnte. Damit konnte ja nach den Vorabstimmungen nun auch wirklich niemand rechnen... oder?

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